Schon wieder auf dem Fluss …
Vom 27. April bis zum 4. Mai 2025 fuhren wir zum dritten Mal auf der Seine von Paris nach Caudebec-en-Caux und zurück. Die Normandie hat uns immer ausgezeichnet gefallen; also gab es keinen Grund, nicht nochmals zu fahren.
Dieses Mal ging es mit dem Schiff nicht bis Le Havre, da die Gezeitenlage für dieses Datum ungünstig ist. Das «Problem» ist die Schleuse bei Tancarville, welche wegen der Gezeiten nur zu bestimmten Zeiten durchfahren werden kann.
Reisenotizen
Die Anfahrt von Baden-Rütihof am Sonntag, dem 27. April, erfolgt wie gewohnt problemlos. Mehrere Zwischenhalte sorgen für etwas Abwechslung. Wir kommen leicht verspätet um 17.45 Uhr in Paris beim Schiff an. Dieses liegt dieses Mal am Quai von Issy-les-Moulineaux bei der Île Saint-Germain. Etwas später disloziert der Kapitän das Schiff zum gewohnten Platz beim Port du Javel Bas nahe dem Eiffelturm.
Paris (Montag, 28. April 2025)
Den Vormittag des ersten Tages verbringen wir auf eigene Faust mit einer kleinen Wanderung entlang der Seine zum Eiffelturm und dessen Umgebung. Das Wetter könnte nicht besser sein und wird – gemäss Prognosen –für den Rest der Woche auch so bleiben.
Nach dem Mittagessen entere ich die nächstgelegene Metro und fahre in die Innenstadt in der Nähe der Île de la Cité mit der Kathedrale Notre-Dame de Paris. Die Menschenmassen im Quartier Latin und bei der Kathedrale sind überwältigend, nicht sehr einladend zum Verweilen. Ich «fliehe» zu Fuss Richtung Place de la Concorde und fahre dann mit der RER (Réseau Express Régional) zurück zum Schiff.
Gegen Abend heisst es: «Leinen los!» Während der abendlichen Fahrt passieren wir die Vororte von Paris auf mehreren Schlaufen der Seine. Es dauert mehrere Stunden, bis die gigantische Stadt hinter uns liegt.
Les Andelys (Château Gaillard, 29. April 2025)
Les Andelys ist eine pittoreske Kleinstadt mit ca. 8000 Einwohnern am rechten Ufer der Seine. Les Andelys besteht aus den beiden Ortsteilen «Le Grand Andely» und «Le Petit Andely». Ein Rundgang durchs Dorf lohnt sich auf jeden Fall. Insbesondere die beiden Kirchen aus dem 13. Jahrhundert sind sehenswert.
Bekannt ist Les Andelys aber wegen der auf einer Anhöhe thronenden Burgruine «Schloss Gaillard». Die Burg diente zur Überwachung der Seine und zum Schutz der Stadt Rouen vor den Ansprüchen des französischen Königs. Denn zu Zeiten Richard Löwenherz‘ gehörte die Normandie nicht zu Frankreich, sondern war ein eigenständiges Herzogtum.
Das Château Gaillard wurde von 1196 bis 1198 in nur zwei Jahren gebaut! Nach dem Tod von Richard Löwenherz nimmt der französische König das Château Gaillard im Jahr 1204 ein. Die Normandie wird ein Teil Frankreichs. Die Burgruine steht prominent auf den Anhöhen der Seine und bietet einen weiten Blick auf das Tal der Seine und Les Andelys.
Nach dem Mittagessen nehme ich den steilen Aufstieg zur Ruine unter die Füsse. Die beeindruckende Anlage liegt ungefähr 110 Hm über der Seine. Ausser einer Schulklasse bin ich noch alleine und kann mich in Ruhe umsehen. Das Panorama ist wunderschön.
Caudebec-en-Caux (30. April und 1. Mai 2025)
Auf die Ausflüge nach Étretat und Honfleur mit dem Bus verzichten wir, da wir beides von früheren Reisen her kennen. Wir verbringen die Zeit im Ort und auf dem Schiff und geniessen die Ruhe. Caudebec-en-Caux ist zwar ein kleiner Ort, aber mit einem interessanten Zentrum. Gute Gelegenheit, um etwas zu «shoppen».
Herausragend aufgrund ihrer Architektur ist die Kirche «Notre-Dame» aus dem 15./16. Jahrhundert. Das beeindruckende Westportal der Kirche, ihre kunstvollen Glasmalereien und die Verzierungen der Turmspitze machen sie zu einem der schönsten Bauwerke in der Diözese Rouens.
Beeindruckend sind die filigranen Steinmetzarbeiten bei der Eingangspforte. Mir ist nicht klar, wie man so etwas hinbekommt ohne modernste Werkzeuge – so ganz ohne «Dremel».

Als Binnenländer ist die Beobachtung der Gezeiten immer wieder ein beeindruckendes Erlebnis. Der Tidenhub beträgt hier bis zu sechs Metern – und das mehr als 40 Flusskilometer von der Mündung in den Ärmelkanal entfernt. Ungefähr alle sechs Stunden wechselt die Seine ihre Flussrichtung – mal talwärts, mal bergwärts.
Rouen (2. Mai 2025)
Rouen ist die Hauptstadt der Normandie mit ca. 116 000 Einwohnern. Bis nach Rouen können die grossen Seeschiffe mit einem Tiefgang von bis zu 11,5 Metern fahren. Rouen ist der grösste Getreideexporthafen Europas. Der maximale Tidenhub erreicht hier immer noch 3,5 Meter, obwohl Rouen 110 km Flussstrecke im Landesinneren liegt.
Die Altstadt von Rouen haben wir die letzten beiden Male durchstreift. Aber wir unterlassen es nicht, nochmals durch die ausserordentlich schöne Altstadt mit ihren Normandie-typischen Fachwerkhäusern zu schlendern. Sehenswert ist natürlich die Kathedrale Notre-Dame von Rouen im gotischen Stil aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Sie ist mit 151 Metern Höhe die höchste Kirche Frankreichs. Bemerkenswert ist die Spitze des Vierungsturms aus Gusseisen (1884).
Von der Kathedrale führt der Weg durch die Altstadt, vorbei am Uhrenturm «Le Gros Horloge» zum grossen Marktplatz «Place du Vieux-Marché». Hier wurde am 30. Mai 1431 Jeanne d’Arc auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Dazwischen gibt es natürlich viel Sehenswertes und auch massenweise Bistros und Einkaufsmöglichkeiten.
Vernon (3. Mai 2025)
Das Städtchen Vernon ist primär bekannt durch die alte Mühle am linken Ufer der Seine. Sie ist berühmt geworden durch den Impressionisten Claude Monet (1840–1926). Dieser wohnte und arbeitete ganz in der Nähe in Giverny («Monets Garden»).
Ein Ausflug nach Giverny zu den berühmten Gärten von Claude Monet ist unter Touristen sehr beliebt und überlaufen. Wir verzichten auch dieses Mal, machen stattdessen einen Spaziergang durch das Städtchen Vernon. Am Samstag ist grosser Markt. Frisches Gemüse, Fische und allerlei Meeresgetier sowie der übliche Marktkram in grossen Mengen. Genau richtig für den Einkauf der Mitbringsel für die Daheimgebliebenen.
Und wieder endet eine schöne Schiffsreise, welche uns in bester Erinnerung bleibt. Die lange Heimfahrt von Paris verläuft ohne jegliche Zwischenfälle.