Sternspuren

In diesem Beitrag habe ich kurz beschrieben, wie ich Sternspuren fotografiere. Im Februar 2019 hatte ich die Gelegenheit, bei klarem Himmel oben in den Bergen (Realp/UR) die Theorie in die Tat umzusetzen.

Ich platzierte die Kamera auf Stativ draussen im Schnee und programmierte wie folgt:

  • Intervalltimer: 205 Aufnahmen à 30 Sekunden im Intervall von 35 Sekunden; total also etwa 2 Stunden. Das ergibt Strichspuren von ca. 30 Grad (Erdrotation 15 Grad pro Stunde).
  • Kamera: Brennweite 24 mm DX, Blende 4, ISO 400, Zeit Bulb, RAW-Format, Akku geladen(!) Ausrichtung der Kamera gegen Norden, so dass die Bergspitzen einen attraktiven Vordergrund bilden.

Dann startete ich das Ganze und veschwand wieder an die Wärme, in der Hoffnung, dass mir der Taupunkt keinen Streich spielt und das Objektiv beschlägt.

Nach zwei Stunden holte ich das Ganze zurück und machte eine erste Bildkontrolle: Alles Bestens soweit. Das endgültige Resultat werde ich erst zu Hause nach dem Stacken der Einzelbilder erfahren.

Die Nachbearbeitung

Das Stacken (Zusammenfügen) von Einzelbildern zu einem Sternspurenbild ist sehr einfach und geht auch relativ schnell. Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

Spezielle Programme wie «Startrails» von Achim Schaller oder «StarStax» von Markus Enzweiler. Diese Programme können kostenlos heruntergeladen werden (Freeware, Spenden willkommen). Sie arbeiten schnell und sind sehr einfach zu bedienen. Nachteil: Einzelne Bilder lassen sich nicht einfach korrigieren/retouchieren.

Photoshop. Wer Photoshop oder ein ähnlich mächtiges Programm besitzt, sollte dieses zum Stacken verwenden. Es erlaubt, einzelne Bilder vor dem Stacken zu retouchieren. Auf vielen Bildern gibt es Störungen durch Flugzeuge, Satelliten usw. Diese lassen sich in den einzelnen Ebenen gut wegstempeln. Gestörte Bilder einfach löschen ist aber keine Option, denn sie hinterlassen auf dem fertigen Bild eine oder mehrere störende Lücken.

Mein persönlicher Workflow

  1. Nach dem Import und der Registrierung (Schlagwörter etc.) der Bilder in Lightroom mache ich virtuelle Kopien. Dann folgt eine grundlegende Bearbeitung der Kopien (Objektivkorrekturen, Weissabgleich, Tonwertspreizung, Kontraste anpassen, evtl. Ausschnitt wählen). Detailliertere Bearbeitungen können jedoch auch noch auf dem fertigen Bild gemacht werden.
  2. Dann exportiere ich die Kopien als JPEG oder TIFF in einen Ordner. Diese Bilder verwende ich zum Stacken in Photoshop.
  3. Photoshop öffnen und über «Datei» -> «Skripten» -> «Dateien in Stapel laden» alle Bilder auswählen und laden. Das dauert eine gute Weile.
  4. Nun in der Ebenenpalette alle Ebenen auswählen und den Überblendmodus «Aufhellen» (statt «Normal») wählen.
  5. Und – oh Wunder! – herrliche Sternspuren werden sichtbar! Aber auch alle Störungen durch Flugzeige, Satelliten, Sternschnuppen usw.
  6. Nun identifiziere ich alle Ebenen mit Störungen und stemple diese auf der gestörten Ebene mit dem Korrekturstempel weg. (Ich gehe davon aus, dass Sie wissen wie das geht.) Das ist eine mühsame Arbeit, aber es muss sein.
  7. Jetzt speichere ich zuerst einmal den ganzen Stapel im PSB-Format (grosses Dateiformat!) für eine allfällige spätere Weiterbearbeitung.
  8. Für die Weiterbearbeitung in Lightroom reduziere ich den ganzen Stapel auf die Hintergrundebene und erhalte so ein fertiges Einzelbild, welches ich als TIFF oder JPEG speichere.
  9. Die finale Bildbearbeitung findet in der Regel in Lightroom statt. Nachbearbeitung in Photoshop mache ich nur in den notwendigsten Fällen.
  10. Das Bild ist fertig und bereit zur Publikation.

Die Bilder

Startrails über den Bergen bei Realp/UR
Startrails über den Bergen bei Realp/UR

Das folgende Bild zeigt auch schön und dynamisch die Erdrotation. Ich habe es mit «Startrails» erstellt. Mit Photoshop geht das (vermutlich) nicht.

Startrails über den Bergen bei Realp/UR
Startrails über den Bergen bei Realp/UR
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