Motivation
Die Teppichbeläge auf unseren beiden Wendeltreppen (28 Tritte mit Zwischenboden) sind in die Jahre gekommen und schon ziemlich zerzaust und abgetreten. Wir entschliessen uns, die Teppiche raus zu reissen und durch einen Laminat- oder Parkettbelag zu ersetzen.
Ich studiere auf der Basis von Internet-Recherchen machbare und sinnvolle Lösungen. Marktgängige Angebote und Produkte für Treppenrenovationen überzeugen mich allesamt nicht und eine Vergabe an einen Fachmann ist viel zu teuer (ca. 25’000 CHF für eine Parkett-Treppe). Jeder Tritt einer Wendeltreppe ist anders und daher sehr arbeitsintensiv.
Ich entschliesse mich daher, wie gewohnt die Sache selbst in die Hand zu nehmen und ein weiteres herausforderndes Projekt zu starten.
Vorarbeiten
Zuerst gilt es, die alten Teppiche und die Randstreifen herauszureissen. Das geht noch relativ leicht, doch der alte Teppichkleber auf den Stufen und am Rand machen mich recht nachdenklich. Möchte ich später einen Parkett-Belag aufkleben, muss der Teppichkleber restlos entfernt werden.
Ich miete eine Bodenfräse und fräse den alten Kleber auf den Stufen ab. Das ist eine unheimlich laute und schmutzige Arbeit – trotz angeschlossenem Staubsauger. Danach ist das ganze Haus im Innern mit einer feinen Staubschicht überzogen, obwohl ich entsprechende Staubvorhänge montiert habe. In den Ecken hilft nur noch der Elektro-Schaber. Der gummiartige Kleber der Randleisten lässt sich nur mit einer Drahtbürste manuell entfernen, die Bodenfräse würde den Abrieb zerstören.
Nach dieser sehr mühsamen Angelegenheit streiche ich das ganze Treppenhaus von oben bis unten weiss. Am Schluss soll ja alles wie neu aussehen.
Schablonen
Um die Treppentritte passgenau herstellen zu können, braucht es genaue Schablonen. Ich besorge mir eine sogenannte Treppenspinne, wie sie die Profis benutzen, um solche Arbeiten durchzuführen. Damit lässt sich jeder Tritt millimetergenau erfassen und auf die Schablonenunterlage übertragen.
Mittlerweile habe ich mir meinen Arbeitsplatz auf dem Balkon im 1. Stock eingerichtet. Draussen liegt noch etwas Schnee, aber die Sonnenstore schützt mich und das Werkzeug vor Überraschungen.
Als Schablonenmaterial wähle ich 3 mm starke Hartfaserplatten. Mit dem Schreiner vereinbare ich, dass er mir die Parkettleisten anschliessend direkt auf die Schablone klebt, so dass diese nicht verloren ist (geniale Idee von mir!). Im Gesamten fertige ich in peinlicher Präzisionsarbeit 28 verschiedene Schablonen; fein säuberlich durchnummeriert.
Stirnseiten
Die Stirnseiten der Treppenstufen will ich nicht in Parkett ausführen, sondern in Weiss, um einen schönen Kontrast zum dunklen Nussbaum-Holz zu erzielen. Zu diesem Zweck beschaffe ich 6 mm starke Hartfaserplatten, welche ich genau zuschneide und mit weisser 2-Komponenten-Kunstharzfarbe zweimal streiche.
Treppentritte
Die Schablonen bringe ich zusammen mit der notwendigen Menge Parkettleisten (amerikanischer Nussbaum) zum spezialisierten Schreiner, welcher mir das Parkett in seinen Werkstätten auf die Schablonen aufklebt und zuschneidet (Tanner Kehlleisten AG, Schmerikon). An der vorderen Kante wird eine schöne elegante Treppenkante genutet und verleimt.
Als ich die fertigen Treppenstufen nach der vereinbarten Lieferzeit beim Schreiner abhole, bin ich begeistert. Absolut sauber und sehr präzise gearbeitet – ein wahrer Augenschmaus, genau so, wie ich es mir vorgestellt habe.
Vor dem Verkleben lege ich nochmals alle Teile in der richtigen Reihenfolge aus und mache – wo notwendig – noch Feinanpassungen (zum Beispiel Ausschnitte in den Ecken). Wenn ich mal am Kleben bin, ist dafür keine Zeit mehr.
Es gilt ernst!
Nun geht es Schlag auf Schlag. Auftragen des Parkettklebers auf die Treppe, Auflegen und Andrücken der Treppenstufen sowie Kleben der Stirnseiten mit Montagekleber. Anschliessend mit Gartensteinen etwas beschweren und trocknen lassen. Das Ganze dauert für 28 Stufen keine zwei Stunden (ohne Trocknungszeit natürlich). Die genaue Vorbereitung hat sich gelohnt.
Zwischenboden
Zum Schluss nehme ich den Zwischenboden mit seinen vielen Ecken und Formen in Angriff. Auch hier schneide ich alle Parkettleisten vorher im Trockenen auf die richtige Länge und in die richtige Form, damit ich beim späteren Kleben keinen Stress bekomme – ich bin ja kein professioneller Parkettleger und mache das zum ersten Mal.
Aber auch diese Phase gelingt mir perfekt und nach dem völligen Trocknen geht es nur noch um die Fertigstellung (Reinigung und Randfugen).
Fertigstellung
Nachdem alles trocken und gereinigt ist, ziehe ich auf den Seiten links und rechts je eine feine Fuge mit Acryl-Fugenkitt. Das Parkett klebe ich ab, damit ich nicht allzu viel versaue. Ich bin nicht sehr geübt im Ziehen von Kittfugen.
Sieht die Treppe nicht toll aus? Ich bin mächtig stolz auf mein Meisterstück!