Sanddรผnen (4. Oktober 2010)

ยซGuete Mooorge! โ Guete Mooorge!ยป
Dieser laute Weckruf wird uns nun jeden Morgen ยซerheiternยป.
Tagwache 4:15 Uhr. Es ist immer noch dunkel, als wir uns nach der kurzen Nacht aus unseren Schlafsรคcken schรคlen. Wir haben keine Ahnung, wo wir sind und wie es rund um uns herum aussieht, denn wir sind gestern auch erst in derย Dunkelheit angekommen.
Das Ritual, welches sich fortan jeden Morgen wiederholt: Stirnlampe montieren, Katzenwรคsche und Zรคhneputzen. Anschliessend Schlafsack und Matratzenรผberzug zusammenrollen, Reisetascheย und Matratzeย zusammenpacken und zu den Fahrzeugenย zurรผckbringen.
Dann gehtโs zum Frรผhstรผck. Ahmed, der Koch, und seine Gehilfen sind schon aktiv, und der Frรผhstรผckstisch ist bereits gedeckt. Das Angebot รผbertrifft alle Erwartungen und hรคtte manches Hotel vor Neid erblassen lassen: Kaffee, Tee, Milch, Kรคse, Brot, Konfitรผre, Honig, Mรผesli (aus der Schweiz mitgebracht), gekochte Eier, Joghurt, Frรผchte und mehr.
Viel Zeit bleibt nicht zum gemรผtlichen Frรผhstรผcken, und mein Appetit hรคlt sich um diese Zeit ohnehin in Grenzen. Dionys drรคngt uns zur Eile, denn wir mรผssen rechtzeitig zur blauen Stunde (5:35) und zum Sonnenaufgang (5:58) auf dem benachbarten Felsen sein. Also, Fotorucksack und Stativ schultern und losmarschieren. Zum Glรผck habe ich meine Wanderschuhe montiert, das macht das Aufsteigen im tiefen Sand sowie auf den schroffen Felsen wesentlich einfacher.
Mittlerweile ist die Landschaft in der Morgendรคmmerung schon recht gut zu erkennen, und was ich da sehe, verschlรคgt mir die Sprache. Eine riesige Felsenarena, auf welcher wir ganz oben stehen, und unten in der Senke dehnt sich eine endlose Sanddรผnen-Landschaft bis zum fernen Horizont. Winzig sieht man unser Lager inmitten der grandiosen Landschaft.
Das erste Fotoshooting

Schnell werden die Stative aufgestellt und die Kameras montiert, denn die Zeit drรคngt und die Sonne wartet nicht. Tatsรคchlich zeigt sie sich pรผnktlich um 6:03 Uhr รผber dem Horizont und taucht die Landschaft in ein unglaublich mystisches Licht.
Und dann wird fotografiert, was das Zeug hรคlt, als wรคre dies der letzte Sonnenaufgang vor dem Weltuntergang. Zwischendurch gibt Dionys immer wieder hilfreiche Tipps zur Aufnahmetechnik und Objektivwahl und beantwortet unsere Fragen immer sehr kompetent und mit viel Geduld.

Die grosse Dรผne

Selbstverstรคndlich sind wir nicht nur wegen des Sonnenaufgangs hier hinaufgestiegen. Von diesem Standpunkt hat man den besten Blick auf die grosse Sanddรผne, welche sich ca. 20 km gegen Norden erstreckt.
Die eleganten Strukturen der vom Wind geformten Dรผnen werden vom flachen und weichen Morgenlicht optimal und stimmungsvoll beleuchtet.
Weiter gehtโs โฆ

Zurรผck bei den Fahrzeugen und nach einer kleinen Stรคrkung mit Tee und frischen Datteln, welche unsere Beduinen vorbereitet haben, fahren wir weiter Richtung Zentrum der Weissen Wรผste. Dabei machen wir gelegentlich mal einen Stopp fรผr lohnenswerte Bilder.
Dionys zeigt uns dabei einige Hรถhlen, die wohl nur er alleine kennt. Wir steigen ganz vorsichtig hinein, um ja keine Fussabdrรผcke zu hinterlassen, und fotografieren mit Weitwinkelobjektiven und kleinster Blende direkt in die Sonne.
Eine recht anstrengende Sache. Die Kamera sollte mรถglichst nah am Boden sein, und in diesen Hรถhlen ist es angenehm 50 – 60 ยฐC.
Abendlicht

Am spรคteren Nachmittag rรผcken wir ins Zentrum der Weissen Wรผste vor. Die Gegend verรคndert nun laufend ihr Gesicht. Die ersten bizarren weissen Felsformationen tauchen auf, das Licht wird wรคrmer und die Schatten lรคnger.
Wieder gehtโs zu Fuss weiter zu den besten Plรคtzen, um fรผr den Sonnenuntergang bereit zu sein. Wir fotografieren in der stets wechselnden Szenerie, bis uns die Dunkelheit zwingt, mit eingeschalteter Stirnlampe zum in der Zwischenzeit eingerichteten Lager zurรผckzukehren.
Ein eindrucksvoller Fototag endet. Ich kehre mit ca. 200 Bildern zurรผck und sichere diese sofort auf meinem mobilen Bildertank โ sicher ist sicher.