Eine weitere Flussreise führte uns im Juni 2025 durch die wichtigsten Städte in Holland und Flandern. Dabei befuhren wir verschiedene Flüsse und Kanäle, unter anderem die Waal, die Schelde und die Maas. Unser Schiff war dieses Mal die «Excellence Countess» der Excellence-Flotte. Wir haben die Städte Amsterdam, Rotterdam, Gent, Brügge, Maastricht und Antwerpen besucht.
Reisenotizen
2. Juni: Baden-Rütihof nach Nijmegen (Holland)
Die lange Anfahrt von Baden nach Nijmegen verläuft problemlos, von einem grösseren Stau im Raum Karlsruhe abgesehen. Auch der Check-in auf unserem Schiff geht schnell vonstatten. Die Koffer sind bereits in den Kabinen, und der Welcome-Drink wartet schon. Nach dem Auspacken geht es zügig zum Nachtessen. Es ist ausgezeichnet und in der üblichen Qualität, welche wir von vielen früheren Reisen mit der «Mittelthurgau» auf ihren Flussschiffen her kennen.
Aber die Müdigkeit nach der langen Reise verlangt nach Bettruhe. Das Schiff wird die Nacht durch den Amsterdam-Rijn-Kanaal fahren, einige Schleusen passieren und am Morgen die Stadt Amsterdam erreichen. Dort findet unser erster Ausflug in Form einer Grachtenfahrt statt.
3. Juni: Amsterdam
Grachtenfahrt in Amsterdam
Mit einem Touristenboot machen wir eine Rundfahrt durch die äusseren Grachten von Amsterdam, z. B. durch die Prinsengracht. Die Fahrt gibt einen guten Überblick über die Stadt und ihre Entstehung.
Die sehr kompetente Führerin weiss vieles zu erklären, zum Beispiel auch, wie die Stadt allmählich aus den Sümpfen der Alster entstanden und sich über die Zeit entwickelt hat. Amsterdam ist ein anschauliches Beispiel früherer Stadtplanung. Dafür wurde Amsterdam auch ins Weltkulturerbe aufgenommen.
Kleiner Rundgang durch die Amsterdamer Altstadt.

Ich schlendere entlang der engen Gassen und Grachten durch die Amsterdamer Altstadt. Unglaublich viele Leute und noch mehr Velos. Unzählige Shops, Restaurants und natürlich auch viel rotes Licht. Die Stadt erstickt wohl fast unter den vielen Touristen. Als Gegenmassnahme kassiert die Stadt 14,50 € pro Tagesgast eines Flusskreuzfahrtschiffes und 12 % des Zimmerpreises für Übernachtungsgäste. Ob’s hilft?
Nach dem Nachtessen unterhält uns noch ein kleiner Shanty-Chor mit allerlei Seemannsliedern – allerdings in einer etwas bescheidenen Qualität. Aber schön ist es trotzdem, so den Tag ausklingen zu lassen.
4. Juni: Amsterdam nach Rotterdam
Die Fahrt von Amsterdam nach Rotterdam wird interessant bzgl. der Linienführung. Die ganze Fahrt findet bei Tageslicht statt. Ca. 7–15 Uhr. Anschliessend folgen der Stadtrundgang und die Hafenrundfahrt. Rotterdam ist einer der grössten Häfen weltweit. Weite Teile Europas werden über diesen Hafen versorgt. (Rhein, Main, Mosel und viele andere). Interessant für die Schweizer Schifffahrt ist natürlich die direkte Verbindung nach Basel.
Die Fahrt geht auf dem gleichen Weg zurück bis Ketrecht und dann durch den Lek-Kanaal in den Lek. Dabei passieren wir die mächtige Prinses Beatrixsluis. Vier Schiffe unserer Grösse finden darin Platz und steigen gemeinsam auf in den Lek Richtung Rotterdam. Kurz vor Rotterdam mündet der Lek in die Nieuwe Maas. Die Nieuwe Maas ist ein rund 24 Kilometer langer Teil eines Hauptstroms im Rheindelta.
Das Schiff ankert direkt beim eigentlichen Stadtzentrum Stadsdriehoek; kurz vor der bekannten Erasmus-Brücke, der letzten Rheinbrücke vor der Nordsee.
Rotterdamer Hafenrundfahrt
Nach der Ankunft in Rotterdam um 15 Uhr geht es lückenlos weiter mit einer interessanten Rundfahrt durch einen kleinen Teil des Rotterdamer Hafens.
Der Rotterdamer Hafen ist mit einer Gütermenge von 460 Mio. Tonnen (2021) der grösste Hafen Europas und einer der grössten und tiefsten weltweit. Die Länge der Hafenwasserwege ist mehr als 40 km und die Hafenfläche beträgt insgesamt 124 km².

Unsere Rundfahrt deckt nur einen kleinen Teil des Hafens ab, insbesondere sehen wir keine grossen Seeschiffe. Bis zu einem gewissen Grad enttäuschend, aber auch verständlich angesichts der gigantischen Dimensionen.
5. Juni: Rotterdam nach Gent
Wetter: bedeckt und windig. Für uns ist heute Ruhetag an Bord. Am Vormittag liegt das Schiff noch im Hafen wegen der Ausflugsgäste, am Nachmittag geht es dann aber weiter nach Gent in Belgien. Ich bin gespannt, welche Flüsse, Kanäle und Schleusen wir passieren werden. Der Start erfolgt um 13:30 Uhr.
Die Reise von Rotterdam nach Gent
Schifffahrtstechnisch der interessanteste Teil unserer Reise. Wir müssen mehrere Trichtermündungen des Rheins und des Scheldedeltas überqueren. Diese sind durch Kanäle mit Schleusen miteinander verbunden. Ausserdem werden wir auch im Salzwasserbereich kreuzen.
Doch nun der Reihe nach:
Zuerst geht es ein kleines Stück zurück auf der Nieuwe Maas, um dann in den Kanal Noord südwärts einzumünden. Dieser mündet in die Oude Maas und wir folgen dieser nur ein kurzes Stück westwärts, um in die nächste südgehende Querverbindung, die Dortsche Kil, einzufahren.
Weiter geht es westwärts durch die Hollands Diep bis nach Willemstad durch die mächtigen Schleusen zum Volkerak.
Wir fahren im immer breiter werdenden Volkerak bis zu den Krammer-Schleusen, welche die Grenze zur Grevelingensee und zur Oosterschelde bilden. Die Schleusen trennen mittels eines ausgeklügelten Systems auch das Salzwasser der Nordsee vom Süsswasser des Binnenlandes.

Die Durchquerung der Bucht von Keeler und der gesamten Oosterschelde bis nach Wemeldinge zum Kanaal door Zuid-Beveland verläuft trotz des starken Windes ruhig und problemlos. Dieser Kanal führt südwärts und mündet in die Westerschelde.

Die Westerschelde ist der Mündungstrichter der Schelde. Sie stellt die Seeschiffsverbindung – auch für grosse Containerschiffe – zu den Häfen von Vlissingen, Terneuzen, Gent und Antwerpen dar. Wir fahren stromabwärts bis zu den Schleusen von Terneuzen. Dort beginnt der Terneuzen – Gent Kanal. Davon bemerken wir in der kommenden Nacht höchstens etwaiges Rütteln in einer Schleuse. Aber wenn der neue Tag beginnt, liegen wir – hoffentlich – im Hafen von Gent.
6. Juni: Gent und Brügge
Und tatsächlich: Am Morgen liegt die «Countess» gut vertäut im Hafen von Gent. Er ist Belgiens drittgrösster Hafen mit einem Güterumschlag von jährlich 48 Mio. Tonnen, davon rund 530 000 Container.
Gent ist nach Antwerpen die zweitgrösste Stadt Belgiens. Sie zählt 270 000 Einwohner (2024) und ist die Hauptstadt der Provinz Ostflandern. Obwohl Gent eine besondere Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten ist, lassen wir den morgendlichen Ausflug in die Stadt aus, da wir am Nachmittag den Ausflug nach Brügge gebucht haben. Stattdessen mache ich einen kleinen Bummel durch den südlichsten Teil des Hafens. Da gibt es allerdings nichts Besonderes zu sehen, insbesondere fast keine grossen Seeschiffe.
Ausflug und Stadtbesichtigung Brügge
Am Nachmittag geht’s mit dem Bus nach Brügge. Dort erwartet uns ein äusserst kompetenter Führer, welcher uns die wunderschöne Altstadt von Brügge zeigt. Brügge war im Mittelalter eine der reichsten und bedeutendsten Handelsstädte Europas.

Die Architektur in Brügge ist von gotischen und flämischen Baustilen geprägt. Die meisten Gebäude aus dem Mittelalter sind hervorragend erhalten. Der Belfried, ein markantes Wahrzeichen der Stadt, ragt 83 Meter hoch und bietet einen spektakulären Blick über die Stadt.
Abends um 19 Uhr macht sich das Schiff auf den Weg nach Antwerpen, wo wir frühmorgens um 5 Uhr ankommen werden. Dazu fahren wir durch den Gent–Terneuzenkanal zurück und dann die Schelde stromaufwärts bis zum Anlegeplatz direkt am Rand der Altstadt von Antwerpen.
7. Juni: Antwerpen nach Hasselt
Stadtrundgang in Antwerpen
Antwerpen ist die grösste Stadt Belgiens mit ca. 536 000 Einwohnern. Sie liegt an der Schelde und hat sowohl historische Bedeutung als auch einen modernen, kosmopolitischen Charakter.
Antwerpen war im 16. Jahrhundert ein wichtiger Handels- und Finanzplatz in Europa. Die Stadt ist immer noch ein bedeutendes Zentrum des Diamantenhandels. Der Hafen von Antwerpen ist einer der grössten in Europa und spielt eine entscheidende Rolle im internationalen Handel. In Bezug auf den Containerverkehr ist er der zweitgrösste Hafen Europas nach Rotterdam.
Antwerpen ist berühmt für seine beeindruckende Architektur, darunter die gotische Kathedrale Unserer Lieben Frau, die als UNESCO-Weltkulturerbe gilt. Ganz berühmt natürlich der Bahnhof von Antwerpen, welcher als einer der schönsten weltweit gilt. Ebenso sehenswert sind das Rathaus und der Grosse Markt.
Hafendurchfahrt zum Albertkanal
Um die Mittagszeit machen wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Etappenziel: Maastricht, mit technischen Zwischenstopps in Hasselt und Genk.
Zuerst müssen wir auf der Schelde ein Stück flussabwärts; zurück bis zur mächtigen Berendrechtsluis. Diese Schleuse ist der Eingang zum Hafen und war bis 2016 die weltweit grösste Schleuse (500 × 68 m und 13,5 m Tiefe). Danach folgt eine äusserst interessante Durchfahrt durch den grössten Hafen Belgiens bis zur Einfahrt in den Albertkanal.
Dabei passieren wir auch das berühmte Hafenhaus, entworfen von der Architektin Zaha Hadid. Im Hafenhaus kommen Vergangenheit und Zukunft des Hafens von Antwerpen zusammen. Der untere Teil war früher eine Feuerwehrkaserne, die sich am äussersten Ende der Stadt befand. Zusammen mit einem auffälligen und modernen Überbau in Form eines Diamanten entstand ein neues Wahrzeichen Antwerpens.

8. Juni: Hasselt nach Maastricht
Hasselt erreichen wir mitten in der Nacht. Hier bleibt das Schiff bis zum Mittag für diverse Ausflüge und Landgänge. Wir bleiben den ganzen Tag auf dem Schiff und geniessen die Ruhe sowie die Weiterfahrt am Nachmittag Richtung Maastricht. Ein kurzer technischer Stopp in Genk dient der Wiederaufnahme von Ausflugsgästen. Zwischen Antwerpen und Lanaye an der Maas haben wir sechs Schleusen passiert und insgesamt 56 Meter an Höhe gewonnen.
Die Ankunft in Maastricht wäre eigentlich für den Abend geplant. Aber die Schleuse bei Lanaye bleibt aus unbekannten Gründen (Pfingsten?) bis morgen früh geschlossen. Deshalb verbringen wir die Nacht vor der Schleuse bei Lanaye und fahren morgen früh mit den Bussen nach Maastricht zum Stadtrundgang. Alles bestens organisiert durch die Reiseleitung.
9. Juni: Maastricht nach Nijmegen
Stadtrundgang Maastricht
Ein humorvoller und kompetenter Guide führt uns durch die Stadt. Maastricht (ca. 120 000 Einwohner) hat eine wunderschöne Altstadt mit engen Gassen, historischen Gebäuden und einer Mischung aus verschiedenen Architekturstilen.
Besonders beeindruckend sind das gotische Rathaus und die historischen Stadtmauern sowie die beiden Basiliken (Sankt Servatius und Liebfrauenbasilika).

Maastricht ist eine der ältesten Städte der Niederlande. Die Stadt hat ihre Ursprünge im antiken Rom und war damals unter dem Namen «Mosa Trajectum» bekannt als ein wichtiger Handelsplatz. Im Mittelalter wuchs die Stadt als religiöses Zentrum. Die Basilika von Saint Servatius ist eine der ältesten Kirchen in den Niederlanden.
Bekannt wurde Maastricht 1992 durch den sogenannten Maastrichter-Vertrag, der die Grundlage für die Gründung der Europäischen Union (EU) und die Einführung des Euro als gemeinsame Währung legte.
Rückfahrt von Maastricht nach Nijmegen
Inzwischen ist auch das Schiff in Maastricht angekommen und so können wir am Nachmittag die letzte Etappe unserer Kreuzfahrt nach Nijmegen in Angriff nehmen. Selbstverständlich geht es jetzt hoch motiviert ans Kofferpacken.
Zuerst erfolgt die Fahrt bis Maasbracht auf dem Julianakanaal, einem Seitenkanal der Maas. Anschliessend auf der Maas selbst und am Schluss durch den Maas-Waal-Kanaal zum Zielort Nijmegen. Dort treffen wir frühmorgens um 6 Uhr ein.

10. Juni: Nijmegen nach Baden-Rütihof
Die lange Heimreise mit den notwendigen Pausen geht zügig und ohne grosse Staus vonstatten, sodass wir planmässig gegen 7 Uhr in Baden-Rütihof eintreffen. Eine wunderschöne und vor allem interessante Reise endet und bleibt in bester Erinnerung. Unser Dank geht an die Mannschaft (Nautik, Hotel, Reiseleitung, Buschauffeure), welche uns vorbildlich und immer freundlich und hilfsbereit betreut hat – und auch an die «Excellence Countess», welche uns nie im Stich gelassen hat.



































































