Zur Nachahmung nicht empfohlen
Meine erste Digitalkamera hat das Zeitliche gesegnet – eine Nikon Coolpix 990. Bevor ich sie nun einfach so pietätlos entsorge, habe ich sie einer Obduktion unterzogen. Ich wollte einfach mal wissen, was in so einer Knipse alles drin ist.
Die Genialität japanischer Konstrukteure zeigt sich schon in der Tatsache, dass es dazu genau ein einziges Werkzeug braucht, nämlich einen kleinen Kreuzkopf-Schraubenzieher. Alle Schraubenköpfe sind genau gleich und alle elektrischen Verbindungen sind gesteckt.
Das wichtigste Stück zuerst: Das Zoom-Objektiv 8–24 mm Brennweite mit der verschiebbaren Frontlinse, Blende und Verschluss auf einer Art optischer Bank:
Ebenso wichtig ist natürlich der Sensor mit 3-Megapixel-Auflösung. Die kleine dicke Glasscheibe links im Bild ist das IR/UV-Filter, welches sich vor jedem Bildsensor befindet. Sie schützt gleichzeitig den Sensor vor mechanischen Beschädigungen. (Spiegelreflex-Fotografen sollten keine Angst haben, ihren Sensor mechanisch zu reinigen: Er ist gut geschützt.)
Es folgen die beiden Mikromotoren mit den Gewindespindeln für die Einstellung der Brennweite und des Autofokus.
Ein kleiner LCD-Display für die Anzeige der wichtigsten Kamerainformationen mit zugehöriger Elektronik.
Und das grosse LCD-Display für die Anzeige des Bildes und der Menü-Einstellungen:
Die Einheit mit dem optischen Sucher ist eine komplizierte Angelegenheit, muss doch die Einstellung der Brennweite vom Objektiv auf den Sucher übertragen werden. Zusätzlich hat es eine Einstellung für den Dioptrienausgleich. Kein Wunder, haben heutige Kompaktkameras aus Kosten- und Platzgründen leider keine solchen optischen Sucher mehr.
Das eingebaute Blitzgerät mit dem grossen Kondensator. Dieser wird auf ca. 300 Volt aufgeladen und beim Blitzen über die Blitzröhre entladen. Also, sogar Hochspannung in jeder noch so kleinen Knipse.
In einer Digitalkamera braucht es natürlich eine ganze Menge elektronischer Schaltkreise auf verschiedenen Platinen, inklusive der Platine mit dem Mikroprozessor, welcher für die gesamte Steuerung der Kamera verantwortlich ist. Das Teil mit dem blauen Ring ist die kleine Batterie, welche die Einstellungen der Kamera hält, wenn sie ausgeschaltet ist.
Das Ganze muss dann noch geschickt zusammengesetzt und in ein Gehäuse verpackt werden. Das zusammen ergibt eine ganze Menge Metall- und Kunststoffteile.
Möge meine gute alte Nikon in Frieden ruhen.