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Tag 4

Die Weisse Wรผste (5. Oktober 2010)

Die Weisse Wรผste 2010 - Tag 4

Ein Sonnenaufgang der Sonderklasse steht als Ouvertรผre auf dem heutigen Programm. Wir machen uns hinter den markanten Felsformationen bereit, stellen unsere Stative auf und warten. Die blaue Stunde beginnt heute um 5:37 und der (theoretische) Sonnenaufgang exakt um 6:00 Uhr โ€“ wegen der felsig erhรถhten Kulisse etwas spรคter. Zum Glรผck zeigt der Himmel einige markante Wolkenbilder, was die Sache noch interessanter macht. Es wird nicht zu viel versprochen โ€“ der Tag beginnt vielversprechend. Die Strahlen der aufgehenden Sonne werden in den Wolken gebrochen und reflektiert. Die ganze Gegend wird in zauberhaftes, ja mystisches Licht getaucht. Spontan kommt mir Mozart in den Sinn: ยซDie Strahlen der Sonne vertreiben die Nachtยป (Zauberflรถte, Schlussszene).

Die blaue Stunde

Als blaue Stunde bezeichnet man die Zeit zwischen Beginn der Dรคmmerung (Morgen) und Sonnenaufgang sowie zwischen Sonnenuntergang und Ende der Dรคmmerung (Nacht). In der Fotografie wird die Blaue Stunde fรผr Dรคmmerungs- und Nachtaufnahmen genutzt. Gegenรผber Aufnahmen bei absoluter Dunkelheit ist dadurch auch die Umgebung leicht erhellt und somit besser sichtbar, die Kontraste zwischen Hell und Dunkel sind abgemildert und die Bilder weisen eine interessante Stimmung auf. Verursacht wird die blaue Strahlung des Himmels durch die Ozonschicht in 20โ€“30 km Hรถhe. Hier in ร„gypten dauert die blaue Stunde ca. 20โ€“25 Minuten. Man muss also schon rechtzeitig vor Ort sein, sonst verpasst man das Ganze. Fรผr die Planung helfen Tabellen mit den exakten Werten fรผr einen bestimmten Ort zu einem bestimmten Tag. Hier die Werte fรผr unsere Reise:

Quelle: https://jekophoto.de/

Quelle: https://jekophoto.de/

Magic Spring

Die Weisse Wรผste 2010 - Tag 4

Nach dem Sonnenaufgang und nachdem wir uns von diesem aussergewรถhnlichen Erlebnis erholt haben, wandern wir durch die interessanten Felsformationen und Sanddรผnen. Die Vielfalt der Motive ist unerschรถpflich und abwechslungsreich โ€“ der Finger ist stรคndig am Auslรถser. Jetzt am Morgen sind die Schatten noch lang und unterstรผtzen die Strukturen der Fels- und Sandformationen ideal. Sogar fรผr ein kleines Selbstportrรคt bleibt Zeit.

Anschliessend fahren wir weiter zur sogenannten Magic Spring (Magische Quelle). In der Tat sprudelt hier inmitten der Sandwรผste und nur durch ein paar Palmen gekennzeichnet frisches und klares Wasser in relativ grosser Menge aus dem trockenen Wรผstenboden โ€“ ohne jegliche menschliche oder technische Hilfe. Das Wasser wurde in drei Stufenbecken gefasst und dient Reisenden und Kamelen. Eine willkommene Gelegenheit fรผr das Auffรผllen der Wasserflaschen (oberstes Becken) und fรผr eine Haarwรคsche (unterstes Becken). Im mittleren Becken hocken vier junge Schweizerinnen und nehmen โ€“ nach echter und dummer Touristenmanier โ€“ ein Bad (keine Fata Morgana!).

Vor vielen Jahrtausenden war die Sahara ein blรผhender, fruchtbarer Landstrich mit Seen und Tรผmpeln. Heute legen noch unterirdische Wasservorkommen Zeugnis von dieser Vergangenheit ab. Das Wasser tief unter der Sahara ist bis zu einer Million Jahre alt. Es fliesst mit einer Geschwindigkeit von einem bis zwei Metern pro Jahr im sogenannten nubischen Aquifer-System nordwรคrts โ€“ einem Leitungssystem, das sich unter der Wรผste von ร„gypten, Libyen, Tschad und dem Sudan erstreckt.

Die Weisse Wรผste 2010 - Tag 4
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Im Zentrum der Weissen Wรผste

Die Weisse Wรผste 2010 - Tag 4

Man muss diese Gegend schon aussergewรถhnlich gut kennen, um auch um diese Zeit, wenn die Sonne hoch am Himmel steht, einen Schattenplatz fรผr die Mittagsrast zu finden. Dionys und seine Beduinen haben da gar keine Mรผhe. Das Licht um die Mittagszeit eignet sich nicht zum Fotografieren, ausserdem wird es zu heiss (> 40 ยฐC).

Nach einem feinen Mittagessen und einer ausgiebigen Siesta im Schatten machen wir uns wieder auf den Weg, um ins Zentrum der Weissen Wรผste vorzustossen. Weltweit einzigartige, vom Wind zu skurrilen Formen geschliffene Kreideformationen รผberraschen uns.

Wรคre da nicht der Sand und die Hitze, kรถnnte man glauben, es seien Schneeverwehungen in den Alpen. Die Seekreide ist schneeweiss und weich wie die bekannten Schulkreiden.

Immer wieder suchen wir neue Standplรคtze und Kamerapositionen, probieren verschiedene Brennweiten und versuchen, die lรคnger werdenden Schatten des kommenden Abends wirkungsvoll ins Bild einzubeziehen. Es ist traumhaft schรถn und zusammen mit der absoluten Stille unwirklich โ€“ wie in einer anderen Welt.

Die Weisse Wรผste 2010 - Tag 4
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Nรคchtlicher Besuch

Die Weisse Wรผste 2010 - Tag 4

Bei Sonnenuntergang pirschen wir durch einen eigentlichen Skulpturenpark. Bei den Kalkstein-Monolithen handelt es sich um sedimentiertes und kalzifiziertes Plankton aus dem Ende der Kreidezeit von vor 80 Mio. Jahren, als das heutige Mittelmeer noch die Wรผste bedeckte, die spรคter durch Wind und Wetter und die extremen Temperaturunterschiede erodiert ist und ihre individuelle Form erhalten hat. Zu erkennen sind Pilze, Fisch- und Affenkรถpfe, Menschenkรถpfe, ein Rhinozeros, auch Ausserirdische โ€“ der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Zum Nachtessen gibt es heute erstmals Fleisch: gegrilltes Huhn, welches Ahmed auf einem einfachen Rost auf offenem Feuer gekonnt zubereitet.

Vermutlich ist es der kรถstliche Duft, welcher sich kilometerweise รผber die Wรผste ausbreitet, welcher die heutigen Gรคste anlockt. Eine Familie von Sandfรผchsen kommt zu Besuch. Mรคnnchen, Weibchen mit zwei Jungtieren. Offensichtlich wissen sie, dass es hier etwas zu fressen gibt. Schnell die Kameras und Blitzgerรคte montiert und die Knipserei geht los. Unsere Rufe sowie das Blitzen und Klicken scheinen sie nicht im Geringsten zu stรถren, sie holen die Knochen ganz vorsichtig, auch aus der Hand. Einzig ruckartige Bewegungen verleiten sie zum (vorรผbergehenden) Rรผckzug. Auf bereitgestelltes Wasser stรผrzen sie sich mit Hochgenuss, denn das ist etwas Ungewohntes. Wรผstenfรผchse trinken normalerweise nie, sie nehmen alle Flรผssigkeit รผber die Nahrung auf.

Die Weisse Wรผste 2010 - Tag 4
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