Im Westen der Weissen Wüste (7. Oktober 2010)
Am frühen Morgen geht es nochmals hinaus in die weisse Wüstenlandschaft zum morgendlichen Fotoshooting. Die Schnecke im Sonnenaufgang hat es uns besonders angetan und ermöglicht uns eine Anzahl sehr stimmungsvoller Bilder. Auch hier gilt der Grundsatz: «Zur rechten Zeit am rechten Ort» – oder wie ein bekannter Fotograf einmal gesagt hat: «Dort sein und Blende 8».
Dann geht es aber zügig weiter mit unseren Fahrzeugen Richtung Westteil der Weissen Wüste. Unterwegs natürlich einige Foto-Stopps bei lohnenden Motiven. Bald ist es dann Mittag und unsere Beduinen errichten das Mittags-Camp. Wer glaubt, dass die Mittagspause bloss ein kurzer Halt mit einigen vertrockneten Sandwiches darstellt, täuscht sich gewaltig.
Mittagspause
Ahmed und seine Helfer finden immer einen Platz mit genügend Schatten hinter irgend einem Felsen. Dort wird die Küche eingerichtet, Teppiche ausgebreitet und der Esstisch (30 cm hoch) aufgestellt. Dann wird aufgetischt: Meist eine frisch (!) zubereitete Gemüsesuppe (gewürzt mit Zimt und Zitronensaft), verschiedene Salate mit Gurken, Tomaten, Auberginen, scharfen Zwiebeln, manchmal auch Thonsalat und natürlich Fladenbrot mit Fetakäse. Alles wird vorbildlich serviert wie im besten Hotel. Die hygienischen Verhältnisse sind einwandfrei, alles kann bedenkenlos genossen werden. Mineralwasser steht in beliebiger Menge zur Verfügung – manchmal auch (trinkwarme) Cola.
Dann werden die Matratzen abgeladen, die Schuhe ausgezogen und dann für eine oder auch zwei Stunden Siesta gehalten. Der Schlaf tut richtig gut, sind wir doch schon ca. acht Stunden auf den Beinen. Zum Fotografieren ist es zu heiss (ca. 40° C) und das Mittagslicht mit den kurzen Schatten bringt auch nicht viel.
Im Westteil
Nach der Siesta verlassen wir das Zentrum der Weissen Wüste Richtung Westen. Dabei überqueren wir zum ersten Mal unserer Reise die asphaltierte Wüstenstrasse zwischen Bahariya und Farafra. Die Landschaft wechselt abrupt. Archaische Landschaften (sogar mit einigen Büschen und Palmen) eröffnen sich dem staunenden Reisenden. Im Hintergrund werden Inselberge als Vorläufer des Oasenabhangs zur Oase Farafra (ca. 20 km entfernt) sichtbar.
Tausende von Kugelbergen in allen Grössenstehen stehen wild verteilt herum. Wir wandern durch die imposante felsige Wüste und suchen unsere Motive – nicht leicht, bei dieser Vielfalt.
Wir klettern auf einen der hohen Zeugenberge (Bedeutung weiter unten) um das ganze Abendlicht-Spektakel zu geniessen und auf den Sensor zu brennen. Das flach einfallende Licht verleiht der ganzen Szenerie viel Struktur und Tiefe sowie sehr viel Wärme. Wir fotografieren bis zum letzten Licht mit Belichtungszeiten von mehreren Sekunden. Hier wird wieder einmal der Beweis erbracht, dass gute Landschafts-Fotografie ohne gutes Stativ unmöglich ist. Insbesondere die langen Brennweiten, welche zur Verdichtung der landschaftlichen Perspektive eingesetzt werden, erfordern eine stabile «Unterlage».
Den Weg zurück zum Lager finden wir nur noch mit aufgesetzter Stirnlampe. Auch das ist so ein Utensil, welches für die Fotografie am frühen Morgen und am späten Abend unerlässlich zu sein scheint.
Zeugenberge
Quelle: «Wikipedia-Zeugenberg»; License: CC BY-SA 3.0Ein Zeugenberg ist ein Einzelberg, der durch Erosionsvorgänge von den umliegenden, in der Regel geschichteten Gesteinen abgetrennt wird. Im tropischen Klima werden solche Geländeformen als Inselberg bezeichnet.Ein Zeugenberg entsteht durch fortschreitende Erosion, bei der sich Flüsse und Bäche immer weiter in höher liegende Gesteinsschichten einschneiden. Wenn sich die Seitenarme dieser Wasserläufe weiter oben wieder vereinigen, beginnt die Isolierung des Berges. Auch flächenhafte Erosion (Denudation) durch auf den Boden aufschlagende Regentropfen oder durch auf der Oberfläche abfliessendes Wasser oder Winderosion fördern diese Prozesse. Grundlage für diese Art der Erosion bildet oftmals eine tektonische Mulde und die aus ihr hervorgehende Reliefumkehr.
Handelt es sich bei den betroffenen Gesteinen um Sedimentschichten mit deutlich unterschiedlicher Erosionsbeständigkeit, dann bilden die härteren Schichten in der Regel steilere Hänge (Stufenbildner), die weicheren entsprechend flachere (Hangbildner). Bei Wechsellagerung von harten und weichen Gesteinen entstehen so die typischen Schichtstufen. Oftmals weisen Zeugenberge eine flache, aber steilwandige Kappe aus harten Gesteinen auf (Oberhang), die die unterlagernden Gesteine vor weitere Erosion schützt (Unterhang).
So lange der Oberhang noch mit der Hauptstufe verbunden ist, spricht man von einem Ausleger, einem Sporn, einem Vorsprung oder einer „Berghalbinsel». Die umliegenden Täler werden als Stufenrandbuchten, Stufenrandtäler oder Stirnseitentäler bezeichnet. Erst nach einer deutlichen Trennung von der Hauptstufe redet man von einem Zeugenberg. Der Unterhang kann aber noch lange mit der zurückweichenden Hauptstufe verbunden bleiben.
Die isolierten Berge „bezeugen» somit die frühere Ausdehnung bestimmter Schichten bis weit in das Vorland hinaus, daher der Name. Bei der Stufenrückverlegung bzw. Stufenzersetzung kann sich eine ganze Zeugenberg-Landschaft ausbilden.